Reich gegen arm
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 21. März 2018
Der großartige Kabarettist Georg Schramm ist heute leider nicht mehr so fleißig wie vor Jahren. Aber er hat über unsere Welt, unsere Gesellschaft und über auffällige Figuren in ihr so viel gesagt, dass es gut tut, wenn einige seiner alten Beiträge noch einmal in Erinnerung gerufen werden. Schauen und hören Sie doch noch einmal hinein in seine Rede über den „Krieg“ der Reichen gegen die Armen. Gleich wo man in dieser Relation persönlich steht, ist das Wissen um diesen fortwährenden Kampf eine unvertzichtbare gesitige und emotionale Grundlage für die eigene Lebensgestaltung. Der Reiche denkt zwangsläufig ebenso oft über diese Dinge nach wie der Arme, sein Nachteil ist, dass er für fragwürdige Vorteile seines Reichtums kaum anders kann als sich selbst und seine Umwelt laufend zu belügen. Denn von unserer Natur her sind wir doch hormonell gesteuerte Sozialwesen (zoon politicon), die in der Evolution das Zusammenleben in der Horde gelernt haben.
Armut definiert sich zum Einen durch das Fehlen lebenswichtiger Güter, zum Anderen sieht man sie in der im Vergleich zu den Reichen prozentual geringeren Verfügbarkeit über weniger wichtige Dinge, deren Beschaffung mehr Geld oder geldwerte Güter voraussetzt, als der Arme sie hat. Nur in diesem doppelten Sinne ist auch arm, wer ein beheizbares Dach über dem Kopf und ausreichend zu essen sowie Zugang zu Bildung und Kultur hat – so etwas wie das bedingungslose Grundeinkommen. Auch wer an dem großen Kuchen genannt Bruttosozialprodukt, den unsere Gesellschaft ständig erwirtschaftet, nicht richtig zulangen kann wie die Superreichen, ist schon nicht mehr wirklich arm, wenn der reiche Staat über Grundeinkaommen und Grundrente endlich seine existenziellen Bedrüfnisse sicherstellt. Die Verfassung unseres Sozialstaats verlangt genau das. Wir sollten keine Politiker mehr ins Amt lassen, die nicht konsequent alle Lücken in diesem System schließen.
Wer lediglich kein Geld hat, um sich Luxusgüter zu kaufen und die ganze Welt zu bereisen, ist nicht wirklich arm. Eine Wanderung mit offenen Augen durch eine unserer vielen bildschönen Städte und Dörfer oder Heide, Feld und Wald, Berg- und Flusslandschaften oder ein Tag am Meer bereichern meist mehr als der Besuch der modernen Highlights dieser Welt, etwa in Dubai, Singapur. Wer die Iguassu-Fälle und die letzten Urwälder in Afrika oder die letzten Gletscher der Arktis nicht gesehen hat, ist nicht arm.Denken Sie an Immanuel Kant, der angeblich nie im Leben über Königsberg hinauskam, aber mehr als jeder vor ihm das Wesen unseres Geistes erkannte und seine Grenzen auslotete.
Einen Reichtum, den jeder Bürger unseres Landes hat, hat Schramm in seinem Vortrag nicht angesprochen. Er ist einer, den wir selten richtig wertschätzen. Ich meine die Gleichheit aller Bürger vor dem Recht und das persönliche Recht, durch die Wahl der Volksvertreter in den gesetzgebenden Versammlungen Einfluss auf das Leben im Lande zu nehmen. Ich verstehe sehr wohl, dass dieses Recht oft nicht besonders geachtet wird, weil unser Parteiensystem sehr zäh ist, notwendige Verbesserungen im Lande durchzusetzen. Aber auf lange Sicht gesehen wird es nicht auf die Schröders und Mekels ankommen, sondern auf die Meinung der großen Zahl der Bürger, die sich in der neuen Zeit immer mehr Gehör verschaffen können. Ein heute möglicher erster gr0ßer Schritt in die richtige Richtung ist die Einführung bundesweiter Volksentscheide. Wer weiß, vielleicht entscheiden wir in der Zukunft als Volk einmal selbst über die wichtigen Dinge wie die soziale Absicherung, den Schutz der Natur, die Zusammenarbeit mit anderen Ländern und die Sicherung des Friedens in der Welt.